Glückwunsch zum 30jährigen Jubiläum!
Wir feiern 30 jähriges Bestehen der Schwangerschafts-, Familien-, Paar- und Lebensberatungsstelle.
Vor 30 Jahren war das Beratungsangebot noch Neuland für den Kreisverband. Dieser neuen Herausforderung stellte man sich mutig. Anlässlich des Jubiläums wurden die drei bisherigen Leiterinnen der Schwangerschafts-, Familien-, Paar- und Lebensberatung des DRK-Kreisverbandes an einen Tisch geholt und sie zu ihren persönlichen Erfahrungen befragt:
- Renate Butzmann, Leiterin der ersten Stunde von 1991 bis 2010
- Kathrin Dix, Leiterin von 2011 bis 2018 und
- Nicolle Knoch-Lotter, seit 2019 aktuelle Leiterin der Beratungsstelle.
Frau Butzmann, als Frau der ersten Stunde: Erzählen Sie uns doch von den Anfängen der Schwangerschafts-, Familien-, Paar- und Lebensberatungsstelle. In welchem Zeitraum waren sie beim DRK Kreisverband Leipzig-Land e.V. tätig und wie erinnern Sie sich an den Start der Beratungsstelle?
Renate Butzmann: "Am 1. Juni 1991 habe ich beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) angefangen – gemeinsam mit meiner damaligen Kollegin Frau Marx. Zu dieser Zeit hatte das DRK eine Bewilligung vom Staatsministerium erhalten, dass sie eine Beratungsstelle eröffnen durften. Dementsprechend war es erst einmal überhaupt notwendig, die gesamte Organisation, was Räumlichkeiten, personelle oder auch sachliche Anschaffungen für die neue Beratungsstelle betrifft, zu übernehmen. Der gesamte Aufbau einer Beratungsstelle war damals Neuland für uns. Doch diese neue Herausforderung hat mir enorm viel Spaß gemacht und ich stellte mich ihr motiviert mit viel Elan und Engagement."
Frau Butzmann, welche Herausforderungen begleiteten Sie in der Anfangszeit und wer stand Ihnen und dem damaligen Beratungsteam unterstützend zur Seite?
Renate Butzmann: "Die größte Herausforderung war es, die Beratungsstellen erst einmal aufzubauen. Zu dieser Zeit war es nicht üblich, dass Menschen Hilfe in einer Beratung suchten. Der Aufbau der Beratungsstelle war mit verschiedenen Schwierigkeiten verbunden. So mussten wir schauen, wo und wie wir am besten auf uns aufmerksam machen und wo wir die Zielgruppe letztlich auch erreichen könnten. Kontakt haben wir u.a. zu Ämtern und Amtsleiter*innen, aber auch zu den Ärzt*innen, mit denen wir früher zusammengearbeitet hatten, aufgenommen, damit diese unser Beratungsangebot an Ratsuchende weiterempfehlen konnten.
Das Arbeitsfeld „Schwangerschaftsberatung“ gab es damals beim DRK noch gar nicht, weder in den alten noch in den neuen Bundesländern. Da die meisten von uns einen Berufsabschluss als Gesundheitsfürsorgerin hatten, der nicht anerkannt wurde, waren die Weiterbildungen sowie eine Zusatzqualifikation als Schwangerschaftskonfliktberaterin auch notwendig. Ich selbst habe u. a. eine Anpassungsqualifikation zur Anerkennung als Sozialarbeiterin und eine Ausbildung als Ehe-, Familien und Lebensberaterin gemacht.
Insbesondere in den Anfangszeiten war es für uns hilfreich, dass wir fachliche Unterstützung durch das Generalsekretariat des DRK und den Landesverband Sachsen erhalten haben. Dort gab es Fachreferentinnen, die beim Aufbau der Beratungsstellen und Organisation von Weiterbildungen unterstützten. Am Anfang wurden die Arbeitskreise ins Leben gerufen, an denen Beraterinnen aus Leipzig und Umland teilnahmen. Der gemeinsame Erfahrungsaustausch war sehr wichtig, da die gesamte Thematik für alle Neuland war."
Was sind Ihrer Meinung nach wichtige Etappen bzw. Meilensteine in der Beratungsarbeit in den letzten 30 Jahren gewesen?
- Renate Butzmann: "Der erste große Meilenstein war natürlich die gesetzliche Neuerung bzgl. der Schwangerschaftsabbrüche und die damit einhergehende Veränderung in der Beratungsarbeit. Als ich 1991 beim DRK anfing, war bereits absehbar, dass sich diese Gesetzgebung ändern und eine einheitliche deutschlandweite Regelung eingeführt werden würde.
1993 kam dann das Feld der Schwangerschaftskonfliktberatung hinzu. Das war für alle Beteiligten eine komplett neue Situation, mit der man konfrontiert wurde. Denn in DDR-Zeiten konnten Frauen in einer gewissen Frist selbst über einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Dies wurde jedoch durch den Umbruch mit der Wende hinfällig und eine Pflichtberatung im Vorfeld eines Schwangerschaftsabbruchs war erforderlich. Verständlicherweise kam hier ein gewisser Unmut bei den Frauen auf, da sie diese Festlegung als Einschneiden in ihre Persönlichkeitsrechte bzw. Bevormundung empfanden. Gleichzeitig war es aber auch für uns Beraterinnen keine einfache Situation, da uns einige Frauen mit Widerstand begegnet sind. Das war nicht einfach. Wir waren durch unsere professionelle Weiterbildung und der Ausbildung zur Schwangerschaftskonfliktberaterin gut auf das sensible Thema vorbereitet."
- Kathrin Dix: "Eine weitere bedeutende Etappe war die Eröffnung der Beratungsstelle in Borna im Mai 2011. Dieser Standort ist eine wichtige Erweiterung zu den Beratungsstellen in Zwenkau und den Außenstellen in Markkleeberg und Markranstädt. Dadurch kann eine gute Infrastruktur und ein wohnortnahes Beratungsangebot gewährleistet werden."
Welche Veränderungen in der Beratungsarbeit sehen Sie in den letzten 30 Jahren?
- Renate Butzmann: "Die Wahrnehmung der Beratungsangebote hat sich im Laufe der Zeit verändert: was die Frauen damals als Pflichtberatung und Einschränkungen in ihre Persönlichkeitsrechte gesehen haben, empfinden sie heute als ein Angebot, welches durchaus als hilfreich erlebt wird."
- Kathrin Dix: "Ich glaube eine entscheidende Veränderung ist, dass die Ausbildung heute eine andere ist als damals. Auf inhaltliche und fachliche Erweiterung des Beratungsangebotes, wie zum Beispiel Beratung zu Pränataldiagnostik oder zur vertraulichen Geburt, wurde von den Ausbildungsinstituten reagiert. So sind die Mitarbeiter*innen heute multiprofessionell aufgestellt."
Was wünschen Sie sich für Ihre Kolleginnen und Beratungsarbeit in den nächsten Jahren?
- Nicolle Knoch-Lotter: "Heute sind wir im Verband gut etabliert, integriert und unser Aufgabenfeld gilt als dazugehörig. Wir schätzen die sehr gute Zusammenarbeit, sowohl im Kreisverband als auch in den Netzwerken im Landkreis. Diese wünschen wir uns auch weiterhin für die Zukunft."
Im Rahmen des Jubiläums fand mit dem Vorstand Jens Bruske und Geschäftsbereichsleiter Soziales Stephan Söllner des Kreisverbandes ein gemeinsamer Austausch mit den Beraterinnen statt, bei dem u.a. die Geschichte der Beratungsstelle als auch politisch, gesellschaftliche Änderungen in diesem Bereich zur Sprache kamen.
Der Kreisverband verfügt über Beratungsstellen an unterschiedlichen Standorten im Landkreis Leipzig:
- Zwenkau, Schulstraße 15
- Markranstädt, Eisenbahnstraße 16
- Markkleeberg, Kirschallee 1
- Borna, Roßmarktsche Straße 4
Sie sind an einer Beratung interessiert?
Dann nehmen Sie gern telefonisch Kontakt mit den Beraterinnen des DRK-Kreisverbandes auf und vereinbaren Sie einen Beratungstermin: 034203/49-240
Alle Beratungen sind kostenfrei und erfolgen auf Wunsch anonym.